Dienstag, 9. September 2014

Wer ist der größte Diktator?


Einar Schlereth


Wie nennt man einen Mann, der fordert, dass ihm jedes Wort geglaubt wird, der keinerlei Widerspruch duldet, unbedingten Gehorsam verlangt und absolute Gefolgschaft bei Strafe des Todes? Ein Typ, der selbstgerecht ist, niemals einen Fehler macht, Frauen für niedrige Lebewesen ansieht, Millionen in die Hölle jagt und verfolgt, die nie die Chance hatten, von ihm überhaupt gehört zu haben, der allen Verbrechern, besonders den Regierenden vorzüglich für ihre egoistischen und unmenschlichen  Ziele dient. Das ist Gott. Der christliche Gott. Nicht einfach ein Ebenbild eines normalen Menschen, sondern das Ebenbild eines ganz üblen Menschen. Andere Religionen haben sich meist ein wesentlich menschlicheres Ebenbild als Vorbild gewählt, aber die werden vom Christentum als primitiv angesehen.

Dies ist natürlich kein neuer Gedanke. Ludwig Anselm Feuerbach hat ihn schon vor über 160 Jahren formuliert in seinen Vorlesungen über das Christentum:
"Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf ... Gott nach seinem Bilde." Aber er untersuchte nicht die Qualität dieses Typs, den die Menschen sich als allerhöchstes Wesen ausgedacht haben.

Ja, schon gut, ich weiß, das ist für hunderte Millionen Christen heute noch Gotteslästerung, nicht wahr? Ist es aber nicht. Wie könnte es, wenn er nur ein Hirngespinst ist. Er wurde von alten, verknöcherten, menschenfeindlichen und vor allem frauenfeindlichen Fanatikern hunderte Jahre nach seinem angeblichen Tod zusammenphantasiert, wobei ihnen Texte aus allerlei anderen Glaubensrichtungen zu Hilfe kamen. In ihren Phantasien kam eine äußerst brutale, rachsüchtige, niemals vergessende, nachtragende Figur zustande, deren 'Vergebung' und 'Gnade' nur auf Kosten deiner völligen und absoluten Selbstauslöschung zu haben ist. Du musst dich winselnd im Staub wälzen, um Verzeihung betteln und tausendmal ins Heft schreiben: Ich tu's nie wieder.